Heutzutage hören wir immer öfter über Nachhaltigkeit – die Reisebranche ist hiervon nicht ausgeschlossen. Und dabei geht es nicht nur darum, nachhaltiges Gepäck im Schlepptau zu haben, sondern auch um unser eigenes Verhalten. Vieles lässt sich nicht nur auf einen Urlaub begrenzen, denn einiges kann auch mit kaum einem Aufwand in unserem Alltag aufgenommen werden. Oft denken wir „Was macht meine eine Plastiktüte schon für einen Unterschied?“. Wenn allerdings jeder den gleichen Gedanken hat, dann summiert sich das ganz schnell. Drehen wir das Ganze um und fragen uns alle „Was für einen Unterschied kann ich mit meiner Stofftasche machen?“, macht sich das ebenfalls bemerkbar – positiv! Wie ihr euren Teil dazu beitragen könnt, erfahrt ihr hier.
Tipps für die Reise
Urlaub innerhalb der eigenen Landesgrenzen
Wir müssen nicht nach Kanada reisen, um in schönen Wäldern spazieren zu gehen, oder nach Florida, um das Meer zu sehen. Deutschland bietet viele tolle Reiseziele, die für so ziemlich jeden Geschmack etwas bieten. In einem vergangenen Beitrag haben wir ein paar Inspirationen für Reisen in Deutschland für euch zusammengefasst. Um an diese Ziele zu kommen, gibt es wunderbare:
Alternativen zum Flugzeug
Als Faustregel kann gesagt sein, dass bei Reisen innerhalb des eigenen Landes und europäischen Festlands nach Möglichkeit auf Flugzeuge verzichtet werden sollte. Zwei wunderbare Alternativen, die euch nachhaltiger an euer Ziel bringen, sind (Fern-)Bus und Bahn. Und wenn ihr im Urlaub noch mehr Abenteuer erleben wollt, mietet euch lokal ein Fahrrad, oder erkundet die Stadt zu Fuß. So lernt ihr Ecken kennen, die vielen anderen Touristen wahrscheinlich entgehen – habt beim Spaziergang Mut zum Verlaufen. Ein weiterer Vorteil: Ihr stolpert mit großer Wahrscheinlichkeit über ungeahnte Schätze, die ihr z.B. mit dem Taxi nicht gesehen hättet.
CO2 Kompensierung
Fliegen ist schnell, zum Teil verhältnismäßig „günstig“, und für die flugfesten unter uns eine Freude. Doch ist es leider auch die wohl umweltschädlichste Art zu reisen. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, wie z.B. bei Interkontinentalreisen, gibt es die Möglichkeit, für seriöse Umweltprojekte zu spenden. Viele Fluggesellschaften bieten bereits einen Aufschlag zur CO2 Kompensierung während der Buchung an, dessen Erlös in den Umweltschutz fließt. Alternativ gibt es Webseiten wie Atmosfair. Hier könnt ihr den CO2-Fußabdruck eurer geplanten Flugstrecke errechnen lassen, und direkt für deren Klimaschutzprojekte spenden.
Bewusst packen
Je mehr ihr in euer Gepäck packt, desto mehr Gewicht muss transportiert werden. Und mehr Gewicht bedeutet mehr schädlicher Treibstoff. Natürlich machen die 2 Kilo bei eurem (sprich: genau deinem) Koffer nicht einen riesen Unterschied. Wenn allerdings alle, oder auch nur die Hälfte der Insassen einer üblichen Passagiermaschine nachhaltiger packen, rechnet sich das durchaus! Sparen 200 der 400 Passagiere diese 2 Kilo (oder sogar mehr), macht sich das schon bemerkbar. Dieser Punkt ist für euch auch für den ganzen Urlaub interessant, denn je mehr Gewicht ihr packt, desto mehr müsst ihr später schleppen. Treppen rauf, Treppen runter. Über Pflastersteine, rein in den Zug, raus aus den Zug. Packt also am besten nur das ein, was ihr wirklich braucht – Win-Win für euch und die Umwelt. :)
Auf das Zielland vorbereiten
Nachhaltigkeit betrifft nicht nur die Umwelt, sondern auch die Urlauber, die nach euch kommen. Zu der Vorbereitung zählt neben „Was will ich sehen“ und „Wo ist mein Hotel“ noch viel mehr. So z.B. die Kultur: Bringt in Erfahrung, was für ein Verhalten geht und nicht geht. Lernt kleine Wörter wie „Hallo“, „Bitte“ und „Danke“, oder sogar kleine Sätze wie „Ich spreche kein XXX“ oder „Sprechen Sie Deutsch / Englisch?“. Einheimische freuen sich, wenn Urlauber sich mit solchen Kleinigkeiten Mühe geben – selbst, wenn ihr einen Spickzettel dabei habt.
Respekt zeigen
Zum Thema Nachhaltigkeit zählen nicht nur Dinge wie recycelte Produkte und Umweltschutz – auch der Respekt gegenüber anderen Glauben und Kulturen sind wichtig. Verhaltet ihr euch z.B. in asiatischen Ländern auf Tempelanlagen respektlos, werden auch nach eurem Besuch „westliche Touristen“ hier nicht mehr willkommen. Zur Nachhaltigkeit gehört nämlich auch, etwas für andere weiterhin verfügbar zu belassen – Tempelanlagen, Naturschutzgebiete, Parks, das Meer. Wenn ihr in einem fremden Land seid, vertretet ihr in gewisser Weise euer eigenes Land. Zeigt ihr Respekt, heißen Einheimische die Urlauber nach euch auch willkommen. Hat sich der Urlauber vor euch gut verhalten, werdet auch ihr willkommen sein.
Auf die Unterkunft achten
Oft haben große, internationale (und überteuerte) Hotelketten einen entsprechenden Namen und Standards, die viele Menschen kennen. Allerdings fließt der Gewinn nicht in die Taschen der Einheimischen, sondern in die des „großen Cheffes“, oft im Ausland. Wenn ihr die örtliche Wirtschaft unterstützen möchtet, dann sind lokale Hotels und Hostels meist die bessere Wahl. Ihr spart oft Geld und tut mit eurem Urlaub etwas Gutes für die lokale Wirtschaft. Oft findet ihr hier auch eine gemütlichere, heimischere Atmosphäre.
Zusätzlich gibt es vor allem bei solchen Hotels und Hostels eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass diese nachhaltiger funktionieren. Wenn die Handtücher und Bettwäsche nicht jeden Tag gewechselt und gewaschen werden, ist das bereits ein guter Beitrag zum Umweltschutz. Auch gibt es Übernachtungsstätten, bei denen in den Zimmern nur der Strom läuft, wenn Gäste drin sind. So wird es vermieden, dass versehentlich das Licht oder die Klimaanlage an bleibt, wenn gerade nichts davon benötigt wird.
Eine weitere Möglichkeit, auch noch hautnah die Kultur zu erleben, sind z.B. Airbnb oder Couch-Surfing. Ihr übernachtet in den Wohnungen von Einheimischen und seht aus erster Hand, wie in eurem Urlaubsland wirklich gelebt wird. Solch eine Erfahrung bietet euch kein Reiseführer! Zwei weitere Vorteile: Das Geld geht direkt und zu 100% in die Tasche des Einheimischen, und ihr könnt örtliche Geheimtipps kriegen.
Ihr wollt wissen, wo und wie ihr authentische Einblicke in das Land, Kultur und Kulinarik kriegen könnt? Euer Gastgeber wird euch gerne Vorschläge geben. Um einen guten Eindruck auf euch und „eure Landsleute“ zu hinterlassen, freut sich euer Gastgeber (und Hotel / Hostel Personal) nach eurem Aufenthalt sicher auch über ein kleines Geschenk aus eurer Heimat. Das kann eine besondere Schokolade oder Süßigkeit sein, oder eine andere Art von kleinem Souvenir.
Digitale Karten und Infos statt physikalische Landkarten
Vor 20 Jahren war von Digitalisierung noch nicht im selben Ausmaß die Rede, wie heute. In diesem Sinne können wir uns heute glücklich schätzen, dass wir ganze Landkarten auf unserem Handy runterladen und offline verfügbar machen können. So habt ihr auch in fernen Ländern immer schnell eine Karte zur Hand, wobei es auch interessant sein kann, Einheimische nach dem Weg zu fragen.
Im gleichen Zuge ist es auch empfehlenswert, online Reiseblogs oder Berichte auf Webseiten wie Tripadvisor zu lesen. Diese Infos kommen von Reisenden für Reisende, und bieten oft viel realistischere Eindrücke. Nicht nur das, ihr bekommt oft auch mehr Infos und Insiderwissen, als was Reiseführer aus Platzgründen beschreiben können.
Am Ziel – und daheim
Wiederverwendbare Taschen statt Plastiktüten
Kennt ihr noch die Plastiktüte voller Tüten Zuhause? Seit 2016 sind in Deutschland beim Einkauf Plastiktüten kostenpflichtig. Seit dem sind vor allem in Supermärkten an den Kassen oft wiederverwendbare Stofftaschen, recycelte Taschen oder recycelte Pappkartons zu kaufen. Diese können eine sehr lange Zeit halten, und sparen euch hunderte Plastiktüten. Wenn ihr z.B. in Amerika oder Asien im Urlaub seid, werdet ihr allerdings sehr viel mit Plastiktüten konfrontiert. Doch müsst ihr hier nicht auf eure handliche Stofftasche verzichten. Sie nimmt in eurer Handtasche oder Rucksack keinen Platz weg, nehmt sie also ruhig mit in den Urlaub. Vielleicht inspiriert ihr sogar andere Menschen in fernen Ländern, eurem Beispiel zu folgen.
Schon beim Kauf eures Packstücks habt ihr die Möglichkeit, nachhaltig einzukaufen. So gibt es z.B. Rucksäcke, die aus PET Flaschen hergestellt wurden, oder bei denen der Hersteller in der Produktion verstärkt auf Nachhaltigkeit achtet.
Müll gehört in den Mülleimer
Manche Länder setzen schmerzhafte Bußgelder auf die Vermüllung von Städten. Habt ihr gerade keinen Mülleimer oder Aschenbecher für eure Brötchentüte oder Zigarettenkippe, behaltet den Müll bei euch, bis ihr ihn richtig entsorgen könnt.
Strom und Wasser sparen
Auch dieser Punkt ist wunderbar Zuhause und im Urlaub anzuwenden. So braucht z.B. beim Zähneputzen das Wasser nicht durchgehend laufen. Ein regelmäßiges Schaumbad mit abschließender Dusche ist auch nicht unbedingt notwendig. Die Klimaanlage / Heizung und das Licht brauchen auch nicht auf Hochtouren laufen, wenn ihr nicht im Raum seid.
Lokal essen
In fernen, fremden Ländern kann es sehr verlockend sein, eine bekannte Fast Food Kette aufzusuchen – man weiß, was man kriegt, und der Preis ist günstig. Ist man aber schon zur anderen Seite der Welt geflogen, oder auch nur in ein Nachbarland gereist, möchte man dann nicht die lokale Küche kennenlernen? Oft sind es die kleinen, fast unscheinbaren Restaurants in Seitenstraßen, die preislich gut, und geschmacklich von keiner Restaurantkette zu schlagen sind. In vielen Gegenden, in denen der Tourismus stark ist, sind die Preise entsprechend hoch. Daher der Tipp für authentische Gerichte: Esst, wo die Einheimischen essen. Das Personal in eurem Hotel oder Hostel wird euch hierzu gerne beraten und Geheimtipps mit euch teilen.
Weitere Vorteile, und der Grund, warum dieser Punkt unter „Am Ziel – und daheim“ steht: Kleine und ausschließlich lokale Restaurants kaufen ihre Zutaten ebenfalls lokal. So unterstützt ihr im Urlaub und Zuhause den regionalen Markt.
Fazit
Es ist ganz klar nicht immer einfach, sich nachhaltig zu verhalten. Preise und Reisedauer für Kurzflüge sind oft so verlockend, dass der Finger auf der Maus ausrutscht, und ganz plötzlich eine Buchung ausgeführt hat. Es soll sich auch keiner schlecht dafür fühlen, der Fast Food-Verführung zu unterliegen. Oder dafür, dass man nicht 150 Euro extra in eine CO2 Kompensierung steckt, wenn das hart erarbeitete Geld gerade für den Flug reicht. Doch zählt jede kleine Bemühung.
Eine einzelne wiederverwendbare Tasche kostet nur ein paar Euro, und spart hunderte, wenn nicht tausende Plastiktaschen. Fast jeder hat heutzutage ein Gerät, um digitale Karten und Reiseinfos zu suchen und nutzen. Ihr könnt auch Zuhause Lichter auslassen, die nicht unbedingt gebraucht werden. Mit solchen Kleinigkeiten tragt ihr bereits euren Teil zur Nachhaltigkeit bei.
Eure Janine vom Koffermarkt.com-Team
Michael meint
Nachhaltig reisen ist ein spannendes Thema. leider machen sich viele darüber keine Gedanken. Guter Beitrag. Danke und VG